Vorstellung des Sang Sangai Nepal-Teams: Sumit Kharel: Ein Helfer mit Faible für Traditionen
Text: Axel Heise
Für die Arbeit in Nepal ist der Verein Sang Sangai auf Helfer vor Ort angewiesen. Einer von ihnen ist der 26-jährige Sumit Kharel. Der Absolvent der Geisteswissenschaften ist im Vorstand von Sang Sangai Nepal und schiebt in seiner Freizeit Projekte für den Verein an. Im Interview erzählt er, warum es nicht nur wichtig ist, materiell zu helfen, sondern auch lokale Bräuche zu erhalten.
Der Tempel Pashupatinath ist für gläubige Hindus eine der wichtigsten spirituellen Stätten ihrer Religion. Jeden Abend brennen am Ufer des heiligen Flusses Bagmati die Feuer und hüllen die verwinkelte Anlage mit Ihren zahlreichen Skulpturen, Toren und Tempeln in Rauch. In den geschichteten Holzbergen direkt am Flussufer verbrennen die Nepalesen hindustischen Glaubens ihre verstorbenen Angehörigen. Es ist ein mehrstündiges Ritual, in dem die Angehörigen von den Toten Abschied nehmen. Für Nichthinduisten ist es nicht höflich, diesen Teil des Tempels zu betreten, sie sollten nur den Teil der Tempelanlage betreten, der gegenüber des Flusses liegt und das Ritual aus der Entfernung beobachten. Jeden Abend wohnen hunderte Besucher den feierlichen Zeremonien bei. Deren Bedeutung erschließt sich dem Nichthinduisten allerdings kaum und hier kommt Sumit Kharel ins Spiel. Er führt Touristen nicht nur durch die Tempelanlagen, sondern erklärt Ihnen auch die Bedeutung der feierlichen Zeremonien. Und mehr noch: Er ist sogar selber Teil dieser Zeremonien. Traditionen sind dem studierten Geisteswissenschaftler wichtig. Nur, wer sich seiner Traditionen bewusst ist, kann diese auch bewahren.
Sumit, wie kamst du eigentlich dazu, dass du Geisteswissenschaftler geworden bist?
Das kannst du nur verstehen, wenn du den Hintergrund meiner Familie kennst. Wir waren ursprünglich eine sechsköpfige Familie, mein Vater, meine Mutter, die Hausfrau ist, meine beiden Schwestern und mein Bruder. Leider ist mein Vater verstorben, als ich 16 Jahre alt war. Ursprünglich wollte ich Wissenschaftler werden, forschen. Aber dafür hat leider das Geld nicht ausgereicht. So habe ich Geisteswissenschaft studiert. Inzwischen sind meine Geschwister alle verheiratet und ich habe sogar schon drei Nichten und einen Neffen. Wir müssen alle zusammenhalten, es geht nicht anders. Meine Mutter und ich wohnen deswegen mit meinem Bruder, seiner Frau, ihrer Tochter und ihrem Sohn in einem Haus. Die beiden Kleinen gehen schon zur Schule und das kostet hier in Nepal Geld. Daher unterstütze ich meine Familie und arbeite inzwischen als Touristenführer im Tempel Pashupatinath.
Auf einem Foto bist du mit einem Kind, auf einem mit einer Trommel zu sehen. Ich nehme an, du willst mit diesen Bildern was ausdrücken.
Und ob. Zunächst liebe ich Kinder und ich will etwas Positives für die bedürftigen und armen Kinder in meinem Land bewegen. In der Kapelle bin ich schon lange aktiv. Ich bin der festen Überzeugung, dass es neben aller materiellen Hilfe auch wichtig ist, dass wir in Nepal unsere Musik und Traditionen erhalten. Ich spiele daher auch während der abendliche Zeremonien in Pashupatinath. Wir sind etwa zehn Leute in unserem Verein Amarkanteshwor und wollen dazu beitragen, dass die Tradition unserer Vorfahren erhalten bleibt. Spiritueller Halt ist meiner Meinung nach genauso wichtig, wie feste Fundamente an einem Haus.
Was ist deine Aufgabe im Verein Sang Sangai?
Ich unterstütze als Vorstand den Verein bei seiner Arbeit. In dieser Position bin ich auch ein wenig Motivator und habe die Aufgabe, mein lokales Team vorsichtig ausgedrückt immer wieder anzutreiben, dass wir die Ziele unserer Arbeit erreichen, damit die Hilfe auch ankommt und wir den Menschen nachhaltig helfen können. Unsere Präsidentin Durga verteilt konkrete Aufgaben – mal fahren wir die Patenkinder besuchen und sehen, ob das Geld der Paten richtig eingesetzt wird. Mal recherchieren wir, wo wir welche Kleinprojekte umsetzen können. Es macht mir jedenfalls richtig Spaß, mit Sang Sangai an der Zukunft Nepals zu arbeiten!
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