Sang Sangai e. V. präsent beim Marktfest in Berchtesgaden

Eine kleine Zitterpartie war es schon, aber das Wetter hielt! Was beim Aufbau am Morgen noch richtig düster aussah, löste sich bald in leichte Bewölkung auf und gegen Nachmittag kamen sogar einige Sonnenstrahlen durch. Für ein Marktfest im touristisch sehr beliebten Berchtesgaden genau das richtige Wetter – nicht schön genug für eine große Bergtour, nicht schlecht genug, um gar nicht erst vor die Tür zu gehen. Und so war der historische Markt Berchtesgaden rappelvoll. Vorstandvorsitzender Ajit und Vertreterin Claudia samt Töchterchen Maya Marie hielten den ganzen Tag die Stellung und erklären Bekannten und Interessierten anhand von Fotoausdrucken die Sang Sangai-Projekte. Kräftig bei Vorbereitung und Organisation halfen mehrere Vereinsmitglieder. Die kreativste Idee: Ein Spruch mit Straßenmalkreide, der die Aufmerksamkeit der Besucher auf den Stand lenkte. Ohne Stefan Metzenleitners Muskel- und Organisationskraft wäre der Auf- und Abbau aber nicht zu leisten gewesen. Ein großes Dankeschön an alle Helfer aus dem Verein, an Christina Göttges für das schöne Bild und an die Aktiven Unternehmer e. V. fürs Dabeisein dürfen.

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„Eine Blume gegen eine Spende – Für ein Kinderlächeln in Nepal“

Gleich bei mehreren Anlässen haben unsere beiden größten Unterstützerinnen aus dem Allgäu für Sang Sangai geworben und Spenden gesammelt. Für die Aktion „Eine Blume“ konnten sich die Besucher eines Marktes eine Sonnenblume nehmen – aber nur gegen eine Spende „für ein Kinderlächeln in Nepal“. Herzerfrischend schön, liebe Silvias! Ihr seid die besten!
So kreative Ideen, um Spenden für uns zu sammeln – wir sind sprachlos! Außerdem verkaufen die beiden nepalesische Produkte, die unser Schwesternverein Sang Sangai Nepal aus Nepal schickt – der Gewinn fließt in die Sang Sangai-Projekte. Hier gibts also Fotos von einem Tibet-Abend, vom Sommerfest „Kunst im Garten“ und vom Herbstmarkt in Seeg….

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Unsere kleine Lehrerin – Manita Tamang: Nachhilfe in Dhading

Text: Bianca Besele und Claudia Schülein

Das mag sie gar nicht, wenn man sie „Das Küken im Team“ nennt. Aber wenigstens, so freut sie sich, sieht man sie mit dieser Bezeichnung als Mitglied des Teams an. Denn zum Vorstand der in Nepal gegründeten Schwesterorganisation „Sang Sangai Nepal“ gehört die 18-jährige Manita Tamang streng genommen ja nicht. Wohl aber zu der Gruppe von Menschen, die sich für das Wohlergehen der Sang Sangai-Patenkinder einsetzen.

Die junge Frau lebt mit ihrer Familie in Dhading, eine vom Erdbeben besonders schwer betroffene Region zwischen Kathmandu und Pokhara. In Dhading hat Sang Sangai mittlerweile fünf Patenkinder.

In Manitas Zuhause leben vier andere Personen: Die Familie hat die fast 80-jährige Großmutter zu sich geholt. Außerdem sind da der 41-jährige Papa Madan Bahadur, Landwirt, und Mama Usha (39), die die Familie als Hausfrau versorgt und auch auf dem Feld mithilft. Manitas jüngerer Bruder Mukesh (14) lebt auch noch zu Hause. Er geht in die siebte Klasse der Oberstufe. Manitas älterer Bruder Manish ist schon 20 Jahre alt und studiert in Kathmandu. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt mit einem Nebenjob in einem Hotel.

Und nun kann auch die junge Frau ihr eigenes Geld verdienen. Jeden Rupee legt sie zurück. „Ich spare für meine Ausbildung“ sagt sie stolz. „Vielleicht kann ich auch bald in Kathmandu studieren“, hofft sie. Später werde sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau und schaffe ganz viele Arbeitsplätze in ihrer Firma, vor allem für junge Frauen, prognostiziert Manita.

Bis dahin muss sie allerdings noch etwas die Schulbank drücken. Manita besucht gemeinsam mit den Sang Sangai-Patenkindern die Blooming Lotus English School. Sie ist in der elften Klasse des Higher Secondary-Levels und macht sich in der Schule so gut, dass das Sang Sangai-Team auf sie aufmerksam wurde. Und bald war es beschlossene Sache – Manita verdient sich etwas für ihre Ausbildung dazu und die fünf Patenkinder treten jeden Abend ab halb fünf für eine Stunde zur Nachhilfe bei ihr an. Bei manchen der fünf bitter nötig – entweder sie hatten vor der Patenschaft noch gar keine Schule besucht oder konnten in den kostenlosen Regierungsschulen kein nennenswertes Bildungsniveau erreichen. „Ganz so ernst wie in der Schule geht es bei uns nicht zu“, lächelt die junge Nepalesin. Vielmehr gebe es in lockerer Atmosphäre die Möglichkeit, der erfahrenen Großen Fragen zu den Unterrichtsinhalten zu stellen.

Da sitzen sie also, die Köpfe tief über ihre Hefte gebeugt. Ein großes Tuch ist auf den staubigen Boden vor Manitas Blechhütte, die der Familie seit dem Erdbeben als Zuhause dient, ausgebreitet. Manita nimmt sich die Hausaufgaben eines jeden einzelnen vor. Fehler korrigiert sie nicht nur, sondern versucht mit dem Patenkind herauszufinden, wie es zu dem Fehler kam, wo das Missverständnis lag. Vertrauensvoll blicken die Kleinen zu ihr auf.

„Wenn ich so mit den Kleinen zusammen sitze, könnte ich mir auch vorstellen, Lehrerin zu werden“ schmunzelt Manita. Sie runzelt die Stirn und grübelt. „Das wäre ja eine ganz neue Idee“ murmelt sie überrascht und blickt sinnierend auf das Reisfeld ihres Vaters hinaus.

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Manita geht mit jedem ihrer Schützlinge einzeln die Hausaufgaben durch und diskutiert die Fehler.

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Manitas Familie vor der Behelfshütte, die ihr nach dem Erdbeben als Zuhause dient.

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Manita in ihrem Festtagssari.

Vorstellung des Sang Sangai Nepal-Teams: Ram Acharya

Text: Bianca Besele und Claudia Schülein

Der 26-Jährige Ram Acharya unterstützt den Verein Sang Sangai Nepal als Schriftführer und rechte Hand der Präsidentin Durga vor Ort in Nepal.

Ram ist mit seinem Vater, seiner Schwester und seinem Bruder ohne Mutter und ohne festes Zuhause in der Tempelanlage Pashupatinath aufgewachsen. Heute umschreibt er seinen Lebensstandard als „not so good and not so bad“ – was so viel wie Mittelschicht bedeutet – eine enorme Steigerung, wenn Ram an seine Kindheit und Jugend denkt. Bereits seit Jugend an, arbeitete Ram für soziale Projekte und Organisationen. Es bedeutet ihm viel, hilfsbedürftigen Personen zu helfen und das macht er gerne und viel. Ebenso wie das bereits vorgestellte Vorstandsmitglied, Sumit Kharel, arbeitet Ram neben seinem Studium als Fremdenführer in Pashupatinath. Tag für Tag führt er, als einer der selber gerne reisen geht, Touristen durch die Tempelanlage und erklärt ihnen die Bedeutung der einheimischen Bräuche. So will auch er – wie Sumit -, seinen nicht-hinduistischen Gästen, die Riten und Praktiken erklären, die im Tempel zum Alltag der Gläubigen gehören. Doch dies ist nur eine Seite von Rams Alltag. Im Gespräch erzählt er, wie er zu Sang Sangai gekommen ist, wie es mit seinem Studium läuft und was er sich für die Zukunft wünscht.

Wie sieht ein gewöhnlicher Tag für dich in Nepals Hauptstadt Katmandu aus?

Ich bin Student auf der Tribhuvan Universität und jeden Morgen um 06:15 Uhr beginnen meine Vorlesungen und Seminare. Während andere noch schlafen, drücke ich im Hörsaal die „Uni-Bank“. Wenn meine Kurse dann um 09:30 Uhr für den Tag zu Ende sind, gehe ich zum Mittagessen nach Hause. Nachmittags wartet dann auch schon die Arbeit im Tempel Pashupatinath. Dieses Jahr stehen meine Abschlussprüfungen für den Bachelor an. Sollte ich es schaffen – und davon gehe ich mit Saraswatis (Anmerkung: Göttin der Weisheit im Hinduismus) Hilfe aus (lacht) – geht’s mit Vollgas an das Master Studium.

Wie bist du zu Sang Sangai gekommen?

Nach dem großen Erdbeben im Frühjahr 2015 kam mein Bruder Ajit (Anmerkung: In Nepal bezeichnen sich enge Freunde als „Brüder“ – die Bezeichnung hat – wie in diesem Fall – nicht notwendigerweise mit Blutsverwandtschaft zu tun.) aus Deutschland nach Nepal, weil wir eigentlich die Hochzeit eines gemeinsamen Freundes feiern wollten. Die Hochzeit musste wegen des allgemeinen Chaos nach der Katastrophe abgesagt werden. Stattdessen fuhren wir auf die Dörfer und haben da geholfen, wo die Betroffenen des Erdbebens die Hilfe am dringendsten benötigt haben. Die gemeinsame Arbeit mit Ajit, sein Anpacken, seine Sichtweise und seine Pläne, haben es mir angetan. Als ich hörte, dass er mit seiner Frau – zurück in Deutschland – einen Verein gegründet hatte und Leute für eine Schwesterorganisation in Nepal suchte, war für mich klar: Da will ich mit anpacken und dabei sein.

Was sind deine Ziele für die Zukunft?

Mein Ziel ist es, weiter soziale Projekte zu unterstützen und allgemein, Menschen zu helfen. Ich arbeite bereits als freiwilliger Helfer in einigen Organisationen und möchte das weiter ausbauen. Beispielsweise war kürzlich das jährliche Teej-Festival. An einem bestimmten Tag während dieses Fests kommen abertausende hinduistische Frauen in den Pashupatinath-Tempel. Es sieht einfach gewaltig aus – alle sind in rote Saris gekleidet, schön geschminkt, ihre Hände sind mit Henna bemalt. Sie fasten an diesem Tag, viele trinken nicht einmal Wasser. Und wenn es an diesem Tag sehr heiß ist, fallen die Frauen reihenweise in Ohnmacht und brauchen Hilfe. Das ist ein typisches Beispiel für unsere ehrenamtliche Tätigkeit – wir kümmern uns um die Gläubigen, verständigen deren Angehörigen, lotsen Rettungskräfte durch das Getümmel oder verteilen ganz einfach Trinkwasser. Das verbindet meinen Dienst an meinen Mitmenschen mit meiner Freude daran, unsere nepalesische Kultur zu bewahren. Neben der sozialen Arbeit ist es mir aber auch wichtig, mich beruflich fortzubilden und weiter ein guter Tour-Guide und Fremdenführer für Touristen zu sein. Der interkulturelle Austausch ist mir wichtig und ich vermittle den Menschen gern, dass es nicht heißt, dass wir keine Werte haben, nur weil unser Land arm ist.

Meine große Leidenschaft ist das Reisen. Ich habe mir vorgenommen, erst mein ganzes Heimatland zu bereisen und habe schon einige großartige Touren hinter mir. Meine erste Auslandsreise soll in die Schweiz gehen – wegen der geografischen Vergleichbarkeit mit Nepal.

 

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