Im Kampf gegen den Krebs: Ramesh Malla hofft auf Genesung | Sang Sangai e. V. ruft zu Spenden auf

Ramesh Mallas Schultern mussten in seinem bisherigen Leben bereits viel tragen. Viel Verantwortung, viel Verzweiflung, viel Sorge.. und manchmal auch viel pysisches Gewicht: „Einmal ist ein Bettler die Stufen in Pashupathinath Tempel hinunter gestürzt und hatte eine schwere Kopfverletzung. Obwohl der Bettler der Kaste der Dalits – den Unberühbaren – angehörte, hob ihn Ramesh auf seine Schultern und trug ihn in ein Krankenhaus“, so ein Bekannter von Ramesh. Der Bettler, den so manch andere Nepali nicht einmal mit der Zange angefasst hätte, hat Ramesh und seinen Schultern wohl sein Leben zu verdanken.

Aufgewachsen ist der für seine Warmherzigkeit und seine Lebensfreude bekannte 38-jährige in für Europäer unvorstellbaren Verhältnissen. Als kleiner Junger verlor er im Alter von sieben Jahren seine Mutter Santa. In seinem Kummer heiratete Ramesh‘ Vater Tek Brikram drei weitere Frauen. Ramesh lebte nun mit den Frauen, seinem Vater seinen zeitweise bis zu 11 Halbgeschwistern in einem einzigen Raum in Kathmandus Stadtteil Pashupati. Nicht verwunderlich, dass Ramesh bald den Großteil seiner Zeit im nahegelegenen Tempel Pashupathinath, dem wichtigsten Hindu-Tempel von Nepals Hauptstadt, und nicht zu Hause verbrachte. Schnell lernte er von den Touristen Englisch und begann bald als Fremdenführer zu arbeiten.
Es kam Ramesh nie in den Sinn, auszuziehen – für einen Nepalesen ist seine Familie alles. Sein hart verdientes Geld wanderte jeden Abend in das dünne Portemonnai des Vaters, um notdürftige Mahlzeiten für die vielköpfige Familie und die Miete zu bezahlen. Ebenso wenig verwunderlich, dass Ramesh einen Ausweg aus dieser Misere suchte – leider fand er ihn vorerst nur im Alkohol und hatte lange Jahre mit seiner Sucht zu kämpfen. Den tiefsten Punkt seines Absturzes beschreibt Ramesh so: „Ich hatte einen schweren Unfall, als ich betrunken unterwegs war. Mit meinen Verletzungen hatte ich ein ganzes Jahr lang zu kämpfen!“ Während dieser 12 Monate, die Ramesh wie ein ganzes Leben vorkamen, wurde sein Entschluss immer stärker: „Ich muss aufhören mit dem Trinken!“ Ramesh wollte ein ganz normales, glückliches Leben leben.

Ein noch dickeres Ausrufezeichen hinter den Entschluss setzte Susma. Ihr begegnete Ramesh 2014 und verliebte sich Hals über Kopf in ihre resolute Art und ihr strahelndes Lächeln. 2015 heirateten Susma und Ramesh, vor acht Monaten kam ihr kleines Töchterchen Suvnsci zur Welt. Ein halbes Jahr schwebt Ramesh auf Wolke sieben. Er liebt sein kleines Baby abgöttisch, die Trinkerei scheint er ganz vergessen zu haben, er und seine Susma sparen, um in eine größere Wohnung zu ziehen. Dann wird Ramesh krank. Erst denken alle an eine hartnäckige Halsentzündung, eine verschleppte Erkältung. Ramesh verliert seine Stimme, schreibt monatelang das notwendigste zur Kommunikation auf kleine Zettel. Endlich, im April 2016, geht Ramesh ins Krankenhaus und lässt sich untersuchen. Krebs, lautet die niederschmetternde Diagnose.

Ramesh ist am Boden zerstört – seine Frau weint tagelang. Das Geld für eine Chemotherapie aufzutreiben, scheint völlig aussichtslos und wer hat in Nepal schon eine Krankenversicherung!? Ramesh Freunde können jedoch nicht lange tatenlos zusehen. Sie fangen an, im Tempel Geld für Ramesh‘ Behandlung zu sammeln – und machen die Sang Sangai Nepal-Teammitglieder auf den Fall aufmerksam.
Ohne groß zu überlegen schnippelt Vereinsvorsitzender Ajit Laxman Dhakal 60.000 Nepali Rupees – umgerechnet circa 550 EUR – aus dem knappen Budget von Sang Sangai e. V. Gemeinsam mit den vor Ort in Kathmandu gesammelten Spenden konnte Ramesh vor Kurzem nun seine Behandlung mit Medikamenten und Bestrahlung zumindest beginnen.
„Damit Ramesh seine Therapie fortsetzen und abschließen kann, brauchen wir mehr Geld“, sagt Ajit. Medikamente, Behandlungen und Krankenhausaufenthalte sind sehr teuer.

Ramesh Malla_Krankenhaus

Wer für Ramesh Malla und seinen Kampf gegen den Krebs spenden möchte, tut dies bitte an:
Sang Sangai e. V. bei der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost eG
IBAN: DE38 7109 0000 0000 1733 71
BIC: GENODEF1BGL

Vorstellung des Sang Sangai Nepal-Teams: Sumit Kharel: Ein Helfer mit Faible für Traditionen

Text: Axel Heise

Für die Arbeit in Nepal ist der Verein Sang Sangai auf Helfer vor Ort angewiesen. Einer von ihnen ist der 26-jährige Sumit Kharel. Der Absolvent der Geisteswissenschaften ist im Vorstand von Sang Sangai Nepal und schiebt in seiner Freizeit Projekte für den Verein an. Im Interview erzählt er, warum es nicht nur wichtig ist, materiell zu helfen, sondern auch lokale Bräuche zu erhalten.

Der Tempel Pashupatinath ist für gläubige Hindus eine der wichtigsten spirituellen Stätten ihrer Religion. Jeden Abend brennen am Ufer des heiligen Flusses Bagmati die Feuer und hüllen die verwinkelte Anlage mit Ihren zahlreichen Skulpturen, Toren und Tempeln in Rauch. In den geschichteten Holzbergen direkt am Flussufer verbrennen die Nepalesen hindustischen Glaubens ihre verstorbenen Angehörigen. Es ist ein mehrstündiges Ritual, in dem die Angehörigen von den Toten Abschied nehmen. Für Nichthinduisten ist es nicht höflich, diesen Teil des Tempels zu betreten, sie sollten nur den Teil der Tempelanlage betreten, der gegenüber des Flusses liegt und das Ritual aus der Entfernung beobachten. Jeden Abend wohnen hunderte Besucher den feierlichen Zeremonien bei. Deren Bedeutung erschließt sich dem Nichthinduisten allerdings kaum und hier kommt Sumit Kharel ins Spiel. Er führt Touristen nicht nur durch die Tempelanlagen, sondern erklärt Ihnen auch die Bedeutung der feierlichen Zeremonien. Und mehr noch: Er ist sogar selber Teil dieser Zeremonien. Traditionen sind dem studierten Geisteswissenschaftler wichtig. Nur, wer sich seiner Traditionen bewusst ist, kann diese auch bewahren.

Sumit, wie kamst du eigentlich dazu, dass du Geisteswissenschaftler geworden bist?

Das kannst du nur verstehen, wenn du den Hintergrund meiner Familie kennst. Wir waren ursprünglich eine sechsköpfige Familie, mein Vater, meine Mutter, die Hausfrau ist, meine beiden Schwestern und mein Bruder. Leider ist mein Vater verstorben, als ich 16 Jahre alt war. Ursprünglich wollte ich Wissenschaftler werden, forschen. Aber dafür hat leider das Geld nicht ausgereicht. So habe ich Geisteswissenschaft studiert. Inzwischen sind meine Geschwister alle verheiratet und ich habe sogar schon drei Nichten und einen Neffen. Wir müssen alle zusammenhalten, es geht nicht anders. Meine Mutter und ich wohnen deswegen mit meinem Bruder, seiner Frau, ihrer Tochter und ihrem Sohn in einem Haus. Die beiden Kleinen gehen schon zur Schule und das kostet hier in Nepal Geld. Daher unterstütze ich meine Familie und arbeite inzwischen als Touristenführer im Tempel Pashupatinath.

Auf einem Foto bist du mit einem Kind, auf einem mit einer Trommel zu sehen. Ich nehme an, du willst mit diesen Bildern was ausdrücken.

Sumit Kharel_Kind              Sumit Kharel_Trommel

Und ob. Zunächst liebe ich Kinder und ich will etwas Positives für die bedürftigen und armen Kinder in meinem Land bewegen. In der Kapelle bin ich schon lange aktiv. Ich bin der festen Überzeugung, dass es neben aller materiellen Hilfe auch wichtig ist, dass wir in Nepal unsere Musik und Traditionen erhalten. Ich spiele daher auch während der abendliche Zeremonien in Pashupatinath. Wir sind etwa zehn Leute in unserem Verein Amarkanteshwor und wollen dazu beitragen, dass die Tradition unserer Vorfahren erhalten bleibt. Spiritueller Halt ist meiner Meinung nach genauso wichtig, wie feste Fundamente an einem Haus.

Was ist deine Aufgabe im Verein Sang Sangai?
Ich unterstütze als Vorstand den Verein bei seiner Arbeit. In dieser Position bin ich auch ein wenig Motivator und habe die Aufgabe, mein lokales Team vorsichtig ausgedrückt immer wieder anzutreiben, dass wir die Ziele unserer Arbeit erreichen, damit die Hilfe auch ankommt und wir den Menschen nachhaltig helfen können. Unsere Präsidentin Durga verteilt konkrete Aufgaben – mal fahren wir die Patenkinder besuchen und sehen, ob das Geld der Paten richtig eingesetzt wird. Mal recherchieren wir, wo wir welche Kleinprojekte umsetzen können. Es macht mir jedenfalls richtig Spaß, mit Sang Sangai an der Zukunft Nepals zu arbeiten!