Das Dorf Jeevanpur im Distrikt Dhading wurden durch das verheerende Erdbeben im Frühjahr 2015 dem Erdboden gleich gemacht. Statt den einfachen, aber properen Backstein-Häusern zeugen Ziegelsteinhaufen als traurige Überbleibsel der Behausungen von der Naturkatastrophe. Diejenigen Dorfbewohner, die dazu die nötigen Rücklagen hatten, haben sich in den vergangenen Monaten Baracken aus Wellblech und anderen Material gebaut – Notunterkünfte, die nur kurzfristig als zu Hause dienen können. Andere leben nach wie vor in Zelten.
Die Familie Dhital ist besonders von dieser Situation betroffen. Leidgeprüft erzählt Familienoberhaupt Chirinjivi Dhital: „Vor zwei Jahren hatte ich einen schrecklichen Unfall, als ich auf den Terassenfeldern arbeitete. Seitdem sitze ich im Rollstuhl. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen!“ Der stolze Familienvater kann nicht mehr als Bauer arbeiten, womit er seine Familie ernährte und es zu bescheidenem Wohlstand und dem Bau eines einfachen Hauses brachte. Eine Kranken-, geschweige denn Unfallversicherung, haben Menschen in Nepal wie Chirinjivi nicht. Seit dem Unfall ist die Familie auf die finanzielle Unterstützung von außen angewiesen, denn Ehefrau Maiya ist voll mit der Pflege ihres Mannes und der Versorgung ihrer vier Kinder ausgelastet. Im Haushalt lebt noch der 81-jährige Großvater, der sein bestes gibt, um einen kleinen Garten zu bestellen und die Ziegen zu versorgen. Das Erdbeben hat ihnen nun das genommen, was ihnen trotz allem Unglück geblieben war: Ihr zu Hause, das Haus, das sie mit viel Mühen aufgebaut hatten.
Die Behelfshütte der Dhitals wirkt zwar vergleichsweise geräumig. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn sich alle sechs Personen darin versammeln. Möbel gibt es keine, das Erdbeben hat alles zerstört. Es gibt nur ein Bett. Der Rest der Familie muss auf dem Boden campieren. Die Kücheneinrichtung besteht aus einem kleinen Gaskocher und ein paar Töpfen. Ein Freund der Familie hat einen kleinen, traditionellen Lehmherd für Feuerholz für die Monate eingebaut für den Fall, dass das Geld für Gas mal wieder nicht ausreicht.
Die Situation der Familie Dhital war vollkommen hoffnungslos – niemand in der Familie wäre in der Lage, das Haus wieder aufzubauen. Daher hat Sang Sangai e. V. beschlossen, sowohl die Organisation und Umsetzung des Neubaus, als auch die Finanzierung zu übernehmen.
Rudi und Ajit haben das Grundstück besichtigt und einige Vorentscheidungen getroffen. Nun laufen in Kathmandu die weiteren Planungsarbeiten in Zusammenarbeit zwischen dem Sang Sangai e. V.-Team vor Ort und professionellen Bauingenieuren. Es bietet sich an, ein neues Baukonzept, mit sogenannten „Earthbags“ (mit Erde und Sand gefüllte Säcke) aufzugreifen. Dies hätte den Vorteil, daß das Baumaterial kostenlos vor Ort vorhanden ist, und solche Gebäude robust und erdbebensicher sind. Das Wohnklima ist durch das natürliche Material angenehmer, als in einem Betonbauwerk. Das Sang Sangai e. V.-Team in Kathmandu hat bereits andere Bauprojekte dieser Art besucht und ist von dieser Bauweise recht überzeugt.
„Ich kann dieses Glück nicht fassen“, sagt Chirinjivi. Er und seine Familie haben neue Hoffnung geschöpft und freuen sich auf den Beginn der Bauarbeiten.