Der Rudraksh-Baum ist im Hinduismus heilig und Gott Shiva geweiht. Seine Beeren werden im getrockneten Zustand zu den im Hinduismus wichtigen Gebetsketten geflochten. Diese Ketten erzielen gute Preise, wodurch auch die Beeren immer begehrter auf den lokalen Märkten werden. Und wer besonderes Glück hat, erntet eine Beere mit dem sogenannten „einen Gesicht“, einer besonderen Maserung. Diese Beeren erzielen auf dem internationalen Markt mittlerweile bis zu hunterttausend Euro und darüber.

Im Sang Sangai-Projekt-Dorf in Dhading, etwa zwei Autostunden außerhalb von Kathmandu, ist Wasser knapp und es wird von Jahr zu Jahr heißer. Rudraksh-Bäume brauchen nicht viel Wasser und vertragen einiges an Hitze im Sommer. So stoppt am Vormittag eines heißen November-Tages eine großer Pick-Up mitten im Dorf, die Ladefläche voll mit jungen Rudraksh-Bäumen. Die Dörfler, besonders die Familien der Sang Sangai-Patenkinder, scharen sich um den Wagen. Jeder packt mit an und das Sang Sangai-Team steigt mit den Familien einen steilen Hügel hinauf. Dort oben hat ein Bauer sein Land zur Verfügung gestellt, um eine kleine Rudraksh-Plantage fürs Dorf anzulegen. Besonders die fünf Sang Sangai-Patenkinder strahlen: Heute werden sie ihren eigenen Baum erhalten. Neben den ca. 35 Bäumen, die den Dörflern zur Verfügung stehen und den 15 Bäumen, die in der Schule der Sang Sangai-Patenkinder gepflanzt werden, wird für jedes der vier Mädchen und dem einen Jungen ein Baum eingegraben, der sie durchs Leben begleiten soll.

Bäume spenden Schatten und reinigen die Luft. Wenn sie dann auch noch pflegeleicht sind und sich ihre Früchte gut verkaufen lassen, passen sie noch besser ins Bild eines nachhaltigen Entwicklungsansatzes. Die Löcher haben die Bauern schon gehackt. Nun gilt es, die Wurzeln ins Wasser zu tauchen, die Bäume in die Gruben zu setzen und diese mit Erde zuzuschaufeln. Alle helfen mit – vom Kleinkind bis zum Dorfältesten. Dann hält Ajit Laxman Dhakal, Vereinsvorsitzender von Sang Sangai e. V., eine Rede. Er betont, wie wichtig es für die Kinder ist, in einer intakten Umwelt aufzuwachsen und wie sehr Bäume dazu beitragen. „Und nun wünsche ich Euch, dass Ihr viele Rudraksh-Beeren verkaufen könnt und dass einer von Euch das große Glück hat, eine mit dem „einen Gesicht“ zu ernten!!“ schließt Dhakal seine Ansprache. Alle lachen und reiben sich die Hände und die Patenkinder lassen sich mit schüchterner Miene neben ihren eigenen Bäumen ablichten.